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VORWORT
 

Die Auslöser einer Krise sind vielfältig. Sie drehen sich um Liebe und Angst, um Geborgenheit und Heimatlosigkeit, um Anerkennung und Ablehnung, um Bleibendes und Vergängliches, um Lebendigkeit und Tod, um Klarheit und Verzweiflung, um Sichtbares und Dunkelheit, um Lebensfülle und Leere, um Augenblicke mit Zuversicht und Momente ohne Hoffnung, um Sinn und Aussichtslosigkeit, um Versöhnung und Wut, um Friedvolles und Gewaltsames, um Lichtblicke und Traurigkeit, um Trost und Untröstliches, um Himmel und Erde, um Entscheidung und Sturheit, um Demut und Hochmut, um das wirkliche Selbst und das ideale Selbst, um herzliche Armut und um Reichtum, um Lebensgestaltung und Selbsttötung, um Freisein und Gefangensein, und letztlich geht es um die Frage nach Gott.

Ich bin mir darüber im Klaren, dass das Erlebnis der Krise alle diese Wirklichkeiten ohne Ausnahme berührt, mögen die Intensität und die Bewusstheit unterschiedliche Tragweite haben. Ein Spekulieren, ob dies zutreffend sei, geht womöglich an der Dimension erschütternder Bedrängnis vorbei.

Ob meine persönliche Bedrängnis jetzt noch anhält, kann ich nicht sagen, da ich nicht weiß, wann Sie dieses Buch lesen werden. Aber eines ist gewiss, sie war da – die Krise. Mit übermächtiger Kraft wurde ich ohne die Möglichkeit einer Gegenwehr in die Dunkelheit geworfen, sodann ging eine Tür zu und ich war in mir wie gefangen, bewegungslos doch zitternd; Tränen versperrten mir die innere und äußere Sicht, das Klagen verhallte nicht, da es unaufhörlich aus der Seele hervorbrach.
Und es geschah, was immer geschieht, wenn die Verzweiflung zu sichtbarem Bewusstsein kommt. Die alten Wege und das Liebgewonnene werden krampfhaft umklammert, jedoch nicht mehr so kraftvoll wie sonst, denn am Boden liegend sind die Perspektiven anders und – der Schmerz zeigt mit aller Intensität erneut, was endgültig verloren ist. Was jetzt wirklich hilft, ist das rettende Erschöpftsein, denn das Umklammerte ist schon lange aus den Händen geglitten, so dass es sich nicht mehr verwirklichen lässt. Die Mattigkeit ließ mich dieses zwar noch nicht wahrnehmen, aber durch sie bin ich Gott sei Dank nicht mehr imstande, etwas Unsinniges in Bewegung zu setzen.

Allmählich, geführt durch meine Intuition, berührte meine herzliche Seele die Wirklichkeiten, die wie auf geheime Weise einen neuen Weg und eine neue Sicht des bisherigen Lebens entstehen ließen. Wir müssen in einer Krise nicht gedrängt werden, um zu weinen, uns körperlich zu bewegen, das Gespräch im Außen und Innen zu finden, die Gedankenbilder – Nacht, Kreuz, Wüste, die Plage der Traurigkeit – bewusst wahrzunehmen, die uns die Krise besser begreifen lassen, der Bedeutung des Religiösen nachzuspüren und zu erfahren, wie die Beantwortung persönlicher Lebensthemen zu einem erhellenden Mittel gegen die Verdrossenheit wird. Diese sinngebenden Berührungspunkte werden in diesem Buch bedacht und vertieft.
Im Durchleben dieser Wirklichkeiten kann eine eigene Begleitung in schmerzlicher Bedrängnis entstehen. Ist nicht gerade jetzt der Moment gekommen, sich anhaltend mit sich selbst auf eine Weise zu beschäftigen, die nach innen führt?

Niederkassel, im Juli 2009
Udo Manshausen

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