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DIE ICH-SPUR
 

"Der Altvater Poimen zu Altvater Joseph: ‚ Sage mir, wie ich Mönch (eins mit mir) werde?‘ ‚Wenn du Ruhe finden willst, hier und dort, dann sprich bei jeder Handlung : Ich – wer bin ich? und richte niemand!‘“ (385)

"I
m konkreten Nachgehen der Handlungsaufforderung von Abbas Joseph liegt die Chance, sich bewusster darüber zu werden, was die ‚wahre Wirklichkeit‘ der eigenen Person betrifft. Kleine Varianten des Satzes ‚Ich – wer bin ich?‘ können leicht neue Erkenntnisräume im Zusammenhang mit konkreten Handlungen öffnen:

Ich – wer bin ich denn eigentlich wirklich? Kenne ich mich genauer?

Ich – wer bin ich denn schon? Müsste ich die eigene Bedeutungsfülle meiner Person nicht etwas nach unten hin korrigieren?

Ich – wer bin ich – bin ich das wirklich? Bin ich der, für den ich mich halte und für den die anderen mich ansehen?

Ich – wer bin ich – im Blick auf meine Lebensbestimmung? Sollte das aus mir werden?
Ist mir dieser Lebenssinn zugedacht?Schon bei einem ersten Hineinspüren in sich selbst kann offenbar werden, dass eine ehrliche Beantwortung der Fragen Zeit und Tiefenreflexion erforderlich macht. Hinzu kommt der Impuls, dass der Mensch seit jeher dazu aufgefordert ist, sich Rechenschaft über sich selbst, seinen Lebenssinn, sein Handeln und seine Identität zu geben. Woher dieser ‚Auftrag‘ kommt und wer ihn ins Leben gerufen hat, weiß eigentlich niemand so recht. Die Frage nach den Dimensionen des Ichs scheint zur Wesensbestimmung des Menschen dazuzugehören. Dabei sollten die Antworten im Hinblick auf das eigene Ich unbedingt aus einem vordergründigen Rollenverständnis herausgeführt werden, das lediglich die zugewiesene Identifikation, wie z. B. Familienstatus oder Berufsgruppe, reflektiert. Wir unterliegen durch solche Bezugsgrößen eher der Gefahr, dass wir bei uns selbst nicht wirklich durchblicken und uns zu sehr an einem gesellschaftlichen ‚idealen Selbst‘ orientieren. Möglicherweise verfehlen und opfern wir durch attraktive Äußerlichkeiten – wenn die soziale Anerkennung in erster Linie den Weg der Persönlichkeit bestimmt – unsere eigentliche Selbstbestimmung, unsere wahre Ich-Spur jenseits des weltlichen Ruhmes."

"Die entscheidende Frage lautet: Sind meine Handlungen und Lebensvollzüge, fast unabhängig von äußeren Ansinnen, mit meinem innersten Wesenskern im Einklang?"

"Das ‚ideale Ich‘ ist gerade dann besonders aktiviert, wenn wir neue Menschen kennen lernen oder guten Bekannten von den Erfolgen und vom Zuwachs der eigenen Rolle berichten. Die anderen Facetten der benannten Position oder des Lebens insgesamt werden auf der Autogrammkarte des eigenen Idols nicht aufgeführt. Dieses würde z. B. bedeuten, neben dem Dienstwagen die schlaflosen Nächte und die täglichen Ängste sowie die Gefühle eines Isoliertseins zu benennen, die ebenso aus einem Führungsgeschehen nicht wegzudenken sind. Und im Letzten fehlt oft bei allem Glanz die entscheidende Botschaft, die meistens nur noch bei Fehlern erwähnt wird: ‚Auch ich bin nur ein Mensch unter anderen.‘"

Seite 65ff.




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