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Schwermut


 

Foto: Udo Manshausen

 

„JESUS

Einer kam
und zeigte,
wie ein Blitzlicht,
einen Bruchteil
der Geschichte,
was ein Mensch
sein könnte.“

Martin Gutl


(Martin Gutl (1942-1994; österreichischer Priester und Buchautor), in: Josef Dirnbeck/Martin Gutl, Ich begann zu beten. Texte für Meditation und Gottesdienst, 2. Aufl., Graz/Wien/Köln 1973, 46)

 

Als ich zur Ruhe kam, tauchte sie an der seelischen Oberfläche auf. Eine Schwermut breitete sich aus, die keinen konkreten Auslöser hatte. Diese Schwere des Gemüts brachte eine Leere mit sich, die nicht aus meiner aktuellen Untätigkeit entstanden war. Es wurde mir grundsätzlich klar, dass mir etwas fehlte. Es schien jedoch kein fehlender Mosaikstein in meinem bisherigen Leben zu sein. Ich gab diesem Gefühl somit ganz allgemein den Namen ‚schmerzvolle Sehnsucht‘.
Sodann fragte ich mich, was mir denn fehlte – gestern wie heute. Jedoch drang kein Hinweis an mich heran, da sich diese schwermütige Sehnsucht dazwischen stellte. Selbstverständlich leidet der Mensch stets an irgendeinem Mangel, so dachte ich. Aber darum schien es jetzt gerade nicht zu gehen. Tränen waren in diesem Augenblick auch nicht angebracht – deswegen blieben sie wie von selbst fern. Das Ganze hatte offenbar etwas zu tun mit den Wünschen meiner Mutter und meines Vaters für mich in Kindertagen und auch später, wie mir dämmerte. Sie wollten immer, dass ich frei und glücklich sei, indem ich der werde, der ich in Wirklichkeit bin – alles andere sei unbedeutend. – Fragen pochten an mein Herz: Sollte mein Kämpfen – meine Person und mein Handeln rechtfertigen zu müssen – nicht irgendwann zur Ruhe kommen dürfen? Warum darf ich im Guten nicht ‚gänzlich‘ so sein, wie ich bin?
Als Mose Gott fragte, wie er ihn nennen sollte, antwortete dieser: ‚Ich bin, der ich bin.‘ Diese Antwort fand ich schon immer genial, und sie begeistert mich bis heute. Und Mose hatte sich mit der Antwort Gottes zufriedengegeben, da er genau erspürte, dass Gott tatsächlich wusste, wer er war. Vielleicht bohren die Menschen deswegen immer weiter und sind mit den Antworten ihres kritischen Hinterfragens im Hinblick auf meine Person selten zufrieden, da sie mich nicht so sein lassen wollen, wie ich bin, und weil sie nicht glauben können, dass ich wirklich authentisch lebe – so gut wie ich es eben kann – oder vielleicht stört sie gerade das.
Aus solchen Seelenzuständen kann durchaus eine heilende Leichtigkeit erwachsen.

„Bevor des Tages Licht vergeht,o Herr der Welt, hör dies Gebet:
Behüte uns in dieser Nacht
durch deine große Güt und Macht.

Hüllt Schlaf die müden Glieder ein,
laß uns bei dir geborgen sein
und mach am Morgen uns bereit
zum Lobe deiner Herrlichkeit.

Dank dir, o Vater, reich an Macht,
der über uns voll Güte wacht
und mit dem Sohn und Heilgen Geist
des Lebens Fülle uns verheißt.

Amen“ (1)

U*D*O*-*M*A*N*S*H*A*U*S*E*N

(1) Hymnus ‚Bevor des Tageslicht vergeht‘, Text: Friedrich Dörr nach ‚Te lucis ante terminum, 5./6. Jh., zitiert nach: Gotteslob, Katholisches Gebet- und Gesangbuch, Ausgabe für das Erzbistum Köln, hrsg. v. den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich, Stuttgart 1975, Nr. 969, 640; Musik: https://youtu.be/WmN7tNnnpdk?feature=shared ; aufgerufen am 4.8.2025.




 

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KI-Podcast Meditationsbrief

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