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FÜHREN UND GEFÜHLE
 

Die Unparteilichkeit innerhalb des Führungsverhaltens wächst mit dem Erkennen und der Bewältigung der eigenen Fehlhaltungen.

Inwieweit kann die persönliche Entwicklung das Führungsverhalten erheblich fördern?

"Der Ausgangspunkt für eine menschliche Prägung der Persönlichkeit ist bei den Wüstenväter das zulassende Wahrnehmen eigener Fehlhaltungen und Schwächen, die sie in das System von den acht Grundschwächen des Menschen eingeordnet haben ...

Die acht Störungen heißen:

Völlerei, sexuelle Begierde, Habsucht, Zorn, Traurigkeit, Verdrossenheit, Ruhmsucht und Hochmut." (S. 116)

"Die Mönche nehmen solche Differenzierungen vor, damit sie für die entsprechenden Gegenmaßnahmen die richtigen Strategien anwenden. Darüber hinaus ist es sinnvoll, sich in die menschliche Materie einzufühlen, um sich immer wieder vor Augen zu führen, von welchen Elementarkräften wir bestimmt sind."

"Die Ruhmsucht und der Hochmut können auch ohne körperliche Verwirklichung auskommen:

„Denn worin bedürfen die einer fleischlichen Tat, welche ja nach ihrer Beherrschung oder freien Begierde allein durch das Verlangen nach dem zu erwerbenden Lobe oder dem zu erreichenden Menschenruhm genug Schaden für die gefangene Seele erzeugen?" (Johannes Cassianus)

Allein durch die Gedanken im Innern können solche Haltungen entstehen, die entweder zu geistiger Sucht werden oder durch vollendete Arroganz eine Trennung vom Mitmenschen herbeiführen." (S. 117/8)

"Das innere System der Laster

Die acht angeführten Gefährdungen des Menschen, die eine Persönlichkeitsentwicklung erheblich belasten und verhindern können, sind in ihrer Reihenfolge von psychischen Zusammenhängen bestimmt. Dabei bilden die ersten sechs und die beiden letzten eine separate Einheit. Die ersten sechs Laster sind auf eine solche Weise miteinander verknüpft, dass die starke Ausprägung einer Schwäche durch ihr Übermaß den Ausgangspunkt für die darauffolgende bildet; z. B. führt die Habsucht bei mangelnden Ergebnissen schnell zum Zorn." (S. 120)

"Die Einheit von Ruhmsucht und Hochmut steht zu den sechs Lastern in einem anderen Wirkungsverhältnis. Wenn die Gefühle und Gedanken, die durch die sechs Laster ausgelöst werden, befriedet oder bewältigt sind, dann führt dieses nicht zur Beilegung der beiden letzten Schwächen, sondern genau umgekehrt zu einer großen problematischen Lebendigkeit. Es entbrennt dann leicht die Lust nach Darstellung der Erfolge verbunden mit dem Gefühl von Stolz, so als sei man nun eher unabhängig von den Menschen und den Lastern." (s. 121)

Die eingehende Beschäftigung mit den Gefühlslagen kann als Beobachtungsprinzip auf ein Gegenüber übertragen werden. Hier einige Besipiele:

"Setzt eine Person alles daran – jenseits von Sachlichkeit oder Rücksichtnahme – ihren guten Ruf zu bewahren?

Stellt sich ein Mitarbeiter außerhalb des Teams, weil er glaubt, er käme ohne die anderen aus?

Durch welche äußeren Einflüsse ist innerhalb eines Unternehmens, einer Abteilung oder zwischen zwei Personen Unruhe und Spannung entstanden? ...

Vielleicht ermöglichen differenzierte Fragestellungen in Bezug auf die innere Welt des eigenen Ichs oder des Mitarbeiters, aus den allgemeinen und pauschalen Beurteilungen herauszukommen. Die häufig benutzten Redewendungen: ‚Der Druck kommt eben von der momentanen wirtschaftlichen Gesamtsituation.‘ ‚Andere Mitarbeiter haben auch Angst, nun reißen Sie sich einfach einmal zusammen.‘ ‚Auf Ihre privaten Probleme kann ich keine Rücksicht nehmen, es muss hier mit voller Kraft weitergehen.‘ ‚Die Stimmung ist zwar mies, aber was will man machen?‘ ‚Was ist denn in diesen Mitarbeiter gefahren? Er ist eben schlecht drauf!‘" (S. 123)

Der Umgang mit sich selbst und den Menschen erfordert das Wissen um die Hintergründe der Gefühle.