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SEELENGEFÄHRTE

Der eigene Krisenbegleiter


 

"Jeder Mensch leidet irgendwann in seinem Leben – an Krankheiten, dem Tod eines geliebten Menschen oder schlichtweg unter seinem Schicksal. In solchen Zeiten braucht man Hilfe. Warum nicht zuallererst von sich selbst?"
Mit diesen Zeilen kündigt der Paulinus Verlag in Trier dieses Buch an, das im Juli 2009 dort erschienen ist.
In einer Krise ist es notwendend, zu einem Seelengefährten für sich selbst heranzureifen, heißt es weiter.
Im seelischen Schmerz dreht sich das innere Erleben wesentlich um die Frage: Warum weinst Du?Die Beantwortung kann uns zu einer neuen lebendigen Erkenntnis führen, indem man erfährt, was angesichts des Verlustes dennoch in der seelischen Tiefe bleibend trägt.

Auszüge aus dem Buch können Sie auf meiner Website einsehen: Seelengefährte

Die einzelnen Elemente der Buchlesung können inhaltlich und zeitlich individuell abgestimmt werden.
Bitte schauen Sie zur inhaltliche Orientierung auch auf die Übersicht der Hauptkapitel.


(Foto:Mareike Tocha, Köln)


Die Autorenlesung zu diesem Buch kann folgende Schwerpunkte erhalten:






 

I. Eigene Wege aus der Krise

Der Beginn einer Krise ist eine wackelige Angelegenheit. Die gewohnte Zuversicht ist brüchig geworden. Die Gegenwart ist von Momenten ohne Hoffnung bestimmt. Das Erspüren der Nicht-Notwendigkeit allen Handelns verstellt den Weg zu hoffnungvollen Perspektiven. Um seelisch zu überleben, ist es wichtig, sich in den einsamen Stunden selbst zu begleiten. Wie dies geschehen kann, wird exemplarisch entfaltet.
Zu diesen Themenbereichen werden Auszüge aus dem Buch vorgetragen.

"Mit übermächtiger Kraft wurde ich ohne die Möglichkeit einer Gegenwehr in die Dunkelheit geworfen, sodann ging eine Tür zu und ich war in mir wie gefangen, bewegungslos doch zitternd; Tränen versperrten mir die innere und äußere Sicht, das Klagen verhallte nicht, da es unaufhörlich aus der Seele hervorbrach.Und es geschah, was immer geschieht, wenn die Verzweiflung zu sichtbarem Bewusstsein kommt. Die alten Wege und das Liebgewonnene werden krampfhaft umklammert, jedoch nicht mehr so kraftvoll wie sonst, denn am Boden liegend sind die Perspektiven anders und – der Schmerz zeigt mit aller Intensität erneut, was endgültig verloren ist." (13-14)

"In den dunkelsten Stunden meiner Krise haben mir Menschen geholfen, mich selbst zu begleiten: Ich habe ihre Empfehlungen aufgenommen und umgesetzt. Dadurch wurde mir immer tiefer bewusst, was ich selbst bei aller Schwere und Kurzsichtigkeit handelnd tun konnte. Es entstand eine eigene Begleitung in der Krise." (16)

(Foto: Kurt Surborg, Bonn)




 

Warum weinst Du?

"Ein unvorhergesehenes schicksalhaftes Ereignis oder eine persönliche Entwicklungskrise werden fast immer von Tränen begleitet. Im Weinen drückt der Mensch seinen Schmerz, seine Verzweiflung, seine Hilflosigkeit sowie sein einsames Zurückgeworfensein auf sich selbst aus. Das Bewusstsein erfasst die Ohnmacht angesichts der Geschehnisse und im Gefühl der Angst wird tödliche Gefahr und Aussichtslosigkeit erspürt.
Für die christlichen Wüstenväter ist der eigentliche Ursprungsort des Weinens und der Trauer das Grab. Ein Mitbruder fragte Abbas Poimen: „Was ist das Grab?“ Der Greis antwortete: „Ein Ort des Weinens und der Trauer.“ In der Krise bündelt sich jedwedes Ende.
Die Tränen sind jedoch nicht nur Ausdruck unseres Unglücks, sondern sie lassen uns erspüren, wohin wir mit innerer Gewissheit sehnsuchtsvoll streben wollen. Ein Wüstenvater drückt dies auf folgende Weise aus: „Die Tränen sind wie das Land der Verheißung: wenn du dorthin gelangen willst, dann darfst du keinen Kampf scheuen; denn der Herr will, dass die Seele betrübt sei, damit sie sich ständig danach sehne, in dieses Land einzugehen!“Aber wonach streben wir voller Sehnsucht? Ist nicht das verheißene Land in Wahrheit wirklich geliebt zu sein, sich angenommen und beheimatet zu fühlen? Doch, wann werden wir diese Wirklichkeiten erreicht haben und was führt auf diese zu?" (31)

"Die Frage nach dem Grund der Trauer führt weg von der Fixierung auf den Verlust oder den Schmerz. Die Erinnerung leitet von der leeren Gegenwart in die erfüllte Vergangenheit hinein." (39)
"Durch diese sehnsuchtsvolle Erinnerung wird gegenwärtig lebendig, was anhaltend in uns lebt und uns bereichert." (39)
"Die Umkehr oder Abwendung vom Leid wird im Loslassen des Vergänglichen und Äußerlichen sowie irdischen Glücks vollendet, in dem wir uns ganz auf die Liebe zu Gott und den Menschen beziehen."(39)


(Bild: Deli Overfeld, Troisdorf)


 

Die dunkle Nacht

"Jemand sagt: ‚In mir ist alles dunkel. Ich kann kaum noch etwas erkennen. Und als alles still um mich herum wurde, befand ich mich mitten in einer einsamen Dunkelheit. In dieser angstvollen Beklommenheit kann ich kaum noch etwas wahrnehmen, mir ist schwarz vor Augen. Panische Ängste steigen in mir auf und ich glaube, von niemandem bemerkt, unterzugehen." (61)

Edith Stein gibt zu bedenken: „Je dunkler es hier um uns wird, desto mehr müssen wir das Herz öffnen für das Licht von oben.“ (61)


(Bild zu Giordano Bruno von Robert Budzinski, im Giordano-Bruno-Buch, hrsg. von R. Budzinski-Wecker, Bad Oldesloe 1927, 40)


 

Den Himmel gewinnen

"Im Schmerz findet eine seelische Öffnung statt, die uns über uns selbst, unser Denken und unsere Standpunkte hinausführt. Es gibt in tragischen Situationen manchmal kaum noch etwas Irdisches, an das wir uns klammern könnten." (82)

"Könnte nicht gerade der Tag der Seelennot, auch wenn sich diese Tage wiederholen, eine Lebenswende in uns bewirken, wenn wir dafür offen sind? Bedenken wir die Einsicht des Ordensgründers und Mystikers Franz von Sales: „Der heutige Tag wurde dir gegeben, damit du an ihm den Himmel gewinnst. Nimm dir fest vor, den Tag dafür gut zu nutzen.“Wir können uns täglich aufmachen, das Himmlische zu gewinnen, indem wir uns von den Verkrampfungen des Irdischen lösen und unserem Sehnen nach Unvergänglichem folgen, das nur in der Weite des Himmels gefunden werden kann. Doch wir sollten Acht geben. In der Bedrängnis können unsere Wünsche noch ichbezogener sein als sonst. Unser Blick sollte daher die wirkliche Befreiung des Ichs im Blick haben." (83)

"Damit wir nicht auf unsere eigenen Ziele fixiert bleiben, die durch Krisen eine eindeutige Infragestellung erfahren haben, brauchen wir unbedingt ein Urvertrauen mit Zuversicht, dass unser Dasein insgesamt auf einen glücklichen Ausgang zusteuert." (84)


„Lieber Gott,
du weißt, wie tief ich gesunken bin und es fällt mir unsagbar schwer,
mich wieder aufzurichten. Ich zweifele an dir, bin in meiner tiefen
Verzweiflung und Trauer gefangen und ich bitte dich um deinen
Beistand. ‚Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?‘
Diese Worte sind dir nicht fremd und du musst sie dir von vielen
Menschen immer und immer wieder anhören. Du gibst mir noch
nicht den Trost, den ich mir so sehr von dir erhoffe.
Nur immer wieder viele Zweifel. Wo bist du Gott?
Hilf mir in meiner Not!“
(anonym) (86)