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FÜHREN UND KRITIK
 

Der ausgewogene Umgang mit Kritik stellt für eine Führungskraft eine maßgebliche Bewährungsprobe dar.

Welche Maßstäbe sind hilfreich, um Konflikte friedvoller bewältigen zu können?

Ein Wüstenvater berichtet:

„Wenn er etwas sah, und sein Herz über die Sache urteilen wollte, sprach er zu sich: ‚Agathon, tu, das nicht! Und so kam sein Denken zur Ruhe.‘“ (100)

"Aber es geht letztlich um mehr, als lediglich zu einer inneren Ruhe zu gelangen. Das höhere Ziel, das dabei verfolgt wird, richtet sich auf ein menschlich richtiges Verhalten. ...
Konkurrenz, Neid über die Fähigkeiten der anderen und das Gefühl, übergangen worden zu sein, bestimmen das menschliche Zusammenleben seit urvergänglichen Zeiten und werden es weiterhin prägen. Sie sind der Ausgangspunkt, aus dem heraus der Mensch den Angriff auf sein Gegenüber startet." (S. 38)

"Gerade in der Extremsituation der Wüste war die seelische Anspannung besonders hoch. Unbedachte Bemerkungen oder Streitigkeiten wirkten sich äußerst belastend aus. Mögliche Folgen bezogen sich allerdings nicht nur auf die ‚anderen‘, sondern der Ärger über einen Mitbruder entfachte auch immer ein unruhiges Feuer des Zorns ‚in einem selbst‘, das sich in der Einsamkeit viel rascher ausbreitet, da die erforderliche Entlastung und Ablenkung fehlen." (S. 38)

Die Bewusstseinsschulung der Wüstenväter ist von der Maxime getragen, niemanden zur verurteilen. Den tiefen Grund dafür können wir in der Beispielhandlung des Abbas Moses erkennen:

„Ein Bruder in der Sketis war gefallen. Man hielt eine Versammlung ab und schickte zu Abbas Moses. Der aber wollte nicht kommen. Daraufhin sandte ihm der Priester den Auftrag: ‚Komm, denn das Volk erwartet dich!‘ Moses erhob sich und kam. Er nahm einen durchlöcherten Korb, füllte ihn mit Sand und nahm ihn auf die Schulter. Die Brüder gingen ihm entgegen und sagten zu ihm: ‚Was ist das, Vater?‘ Da sprach der Greis zu ihnen: ‚Das sind meine Sünden. Hinter mir rinnen sie heraus, und ich sehe sie nicht, und nun bin ich heute gekommen, um fremde Sünden zu richten.‘ Als sie das hörten, sagten sie nichts mehr zu dem Bruder, sondern verziehen ihm.“ (Weisung der Väter 496)

Einigkeit und Werteverbundenheit

"Die Mitarbeiter zu einem gemeinsamen und kooperativen Handeln zu führen ist eine der schwierigsten Aufgaben für einen Leitenden, besonders wenn er selbst in den Konflikt verwickelt ist. Dabei spielt das unterschiedliche Wertempfinden jedes Einzelnen eine entscheidende Rolle. Folglich geht es bei der Vermeidung und Lösung von Konflikten nicht nur darum, sich auf gemeinsame Spielregeln, wie Arbeitsabläufe oder Streitkultur, zu einigen, sondern um die Entwicklung einer tragenden und solidarischen Wertebene." (S. 152)