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Der Start in den Tag
3
Lauterkeit und Beherrschung


3. Strophe

"Ringt um des Herzens Lauterkeit!
Legt ab des Herzens Härtigkeit!
Des Fleisches Hoffart beugt und brecht!
Und Trank und Speise brauchet recht."*


Die Wüstenväter haben „viele Anstrengungen unternommen, eine Lauterkeit oder Reinheit des Herzens, wie sie es nannten, zu erreichen. Sie haben erkannt, dass der Mensch sich derartig leidenschaftlich in etwas verrennen und dabei seine eigentliche Berufung und eine sinnvolle Persönlichkeitsentfaltung aus den Augen verlieren kann. Der konzeptionelle Denker unter den Wüstenvätern, Evagrius Ponticus, schreibt dazu**: „Die Versuchung des Mönchs besteht darin, dass in jenem Teil seiner Seele, der Sitz der Leidenschaften ist, immer wieder Gedanken entstehen, die die Klarheit des Geistes trüben.“***


„Ein Bruder fragte den Altvater Tithoe: ‚Wie kann ich mein Herz bewahren?’ Der Greis antwortete ihm: ‚Wie können wir unser Herz bewahren, wenn Mund und Bauch offen stehen.’“****

„Wenn wir von dem Laster der Unmäßigkeit nicht frei sind, können wir nimmer an die Kämpfe gegen den inneren Menschen uns heranwagen.“*****

* Jochen Klepper, 3. Strophe, Ambrosianischer Morgengesang – Schon bricht des Tages Glanz hervor, Nachdichtung von Jochen Klepper, in: Kyrie. Geistliche Lieder, 20. unver. Auflage 1998, Bielefeld 1950, 7 ** Udo Manshausen, Wüstenväter für Manger, Weisheiten christlicher Eremiten für die heutige Führungspraxis, Wiesbaden 2000, 107 *** Evagrius Pontikus, Praktikos – Über das Gebet, Münsterschwarzach 1986, Kap. 74,62 **** Weisung der Väter, übers. v. Bonifaz Miller, Trier 1986, 296 ***** Johannes Cassianus, Bibliothek der Kirchenväter Bd. 59, Kempten 1897, Fünftes Buch, Vom Geiste der Unmäßigkeit, 107

Gedanken zu den einzelnen Strophen des Hymnus
in der Übersetzung von Jochen Klepper
(Mit jeder folgenden Strophe werden weitere Erläuterungen folgen.)

3. Strophe

"Ringt um des Herzens Lauterkeit!Legt ab des Herzens Härtigkeit!
Des Fleisches Hoffart beugt und brecht!
Und Trank und Speise brauchet recht."

Die unguten Leidenschaften stehen dem heilsamen Handeln entgegen. Die im lateinischen Text formulierten Aufforderungen zum sittlichen Tun im Sinne von Erwartungen – ‚es seien rein’, ‚es bleibe fern’, es möge zerbröseln’ – verstärkt Klepper durch bewusst gesetzte Imperative: ‚Ringt!’, ‚Legt ab!’, ‚Beugt und brecht!’.* Dem widerstreitenden und unbeugsam wirkenden Willen ‚muss’ eine eindeutige und unmissverständliche Richtung entgegengehalten werden.

Wie schwer ist es doch, mit aufrichtigem Herzen und in guter Absicht zu handeln, gerade wenn wir durch andere unter Druck geraten sind! Unsere Seele gerät ins Wanken, wenn die Unlauterkeit die Wirklichkeit bestimmt. Die menschlichen Spannungen nehmen zu. Eine tägliche Gewissenserforschung wird notwendig sein, um die Motive des eigenen Herzens aufzudecken.

Die ‚Hoffart des Fleisches’ bezeichnet den unabdingbaren Willen zur Macht verbunden mit dem Habenwollen**. Im Fahrwasser der Überheblichkeit möchten wir unserem Dasein den eigenen Stempel aufzudrücken. Der triebliche Impuls nach Herrschaft, Sex und Geld ist nicht mit Gedankengebilden einzudämmen; es muss sich geradezu mit allen körperlichen Kräften dagegengestemmt werden.
Die Unnachgiebigkeit im Rahmen der Egomanie entwickelt sich rasch zur Hartherzigkeit. Wenn wir uns jedoch aufmachen, das unnachgiebige Herz von seiner Starrheit befreien zu wollen, führt der Weg nur über die Nächstenliebe, die Freigebigkeit und die seelische Freiheit, die sich durch die Verwirklichung der in jedem Menschen innewohnenden einmaligen Berufung entfalten wird.

Die Wüstenväter haben am eigenen Leibe erfahren, dass wesentlich die Völlerei eine derart zerstörerische Triebhaftigkeit entfesseln kann, sodass es aufgrund dieser Wirkung fast unmöglich ist, den anderen Lastern ebenfalls Einhalt zu gebieten. Die Abstinenz bei den Nahrungsmitteln stärkt uns somit insgesamt im Kampf gegen die unguten Leidenschaften. Wer es mit Trank und Speise übertreibt, steuert zwangsläufig auf weitere sich entfesselnde Fehlhaltungen zu, die uns erst recht in die Knie zwingen.

Gleich zu Beginn des Tages führt uns auch diese dritte Strophe die zentralen Gefährdungen eines friedvollen Seelenlebens vor Augen. Der Beter dieses Hymnus erhält maßgebliche Ansatzpunkte, um die Gefahren am jeweils heutigen Tag zu erkennen und Einsicht darüber, welches Mittel er gegen die Unreinheit des Herzens anwenden soll. Im Sinne Kleppers geht es nicht nur um eine moralische Ermahnung, da er uns durch die Imperative ‚Ringt!’, ‚Legt ab!’, ‚Beugt und brecht!’ unmissverständlich auffordert, das Leben nicht zur Hölle auf Erden werden zu lassen.

Spätestens an dieser Stelle im Hymnus sollte die Konfrontation mit unserem Eigenwillen, wenn dieser womöglich die egomanen Pläne zu Beginn des Tages bereits geschmiedet hat, uns zu einer sinnvollen Umkehr bewegen.

* vgl. Reinhard Deichgräber, in: Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch, hrsg. v. G. Hahn / J. Henkys, Ausgabe in Einzelheften, Heft 8, Göttingen 2003, 57 ** vgl. Reinhard Deichgräber, Der Tag ist nicht mehr fern. Betrachtungen zu Liedern von Jochen Klepper, Göttingen 2002, 43

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