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PROJEKT START TAG
 

 

Der Start in den Tag

Das geistige Projekt ‚Der Start in den Tag’ nimmt seinen Ausgangspunkt in dem altkirchlichen Hymnus ‚Jam lucis orto sidere – Schon bricht des Tages Glanz hervor’ in der Fassung von Jochen Klepper.

Als mir dieser Text im Rahmen meiner täglich geistlichen Lektüre begegnete, wurde ich in ein Nachdenken über den Beginn ‚meines täglichen Tages’ geführt.
Die Selbstverständlichkeit meiner morgendlichen Fürsprache bei Gott für die Menschen, die mir begegnet sind sowie die Bitte um Hilfe angesichts meiner Lebenssorgen wurde angehalten. Es wurde mir deutlich, dass es ratsam ist, über die Bedingungen meines Daseins und des Seins aller erneut nachzudenken.

Der Schutz Gottes, so denke ich, ist für das Leben notwendig, und diese Wahrheit kann mir helfen, mich anders zu verhalten oder anders zu empfinden. Obwohl ich bete, habe ich dennoch das Gefühl die Lasten des Daseins liegen ausschließlich auf meinen Schultern, und ich drohe zu Boden zu gehen, weil ich merke, dass ich es allein nicht schaffen kann.
Ich habe bemerkt, dass ich jeden Morgen in dem Sinne bete, dass der Wille Gottes geschehen möge oder letztlich geschieht und dennoch gerate ich in eine an mir selbst verzweifelnde Spannung, die davon geprägt ist, meinen Willen oder meine Lebensplanung nicht verwirklichen zu können.

Obwohl ich mich an Gott um die Versöhnung mit anderen wende und Gott um Verzeihung für meine bösen und feindseligen Gedanken anderen gegenüber bitte, geraten meine Gedankengefühle immer wieder in den Sog der Verurteilungen und der Rachegedanken.

Zudem dachte ich, dass ich mein Streben nach Anerkennung und Beachtung durch meine Zurückgezogenheit bereits ausreichend in die Wüste geführt hätte. Dennoch spüre ich, wie ich darunter leide, dass meine Einsatzmöglichkeiten und mein Gebrauchtsein vom Sand der Bedeutungslosigkeit schmerzvoll zugedeckt sind. Dennoch ringe ich um den Sinn des Lebens jenseits der Menschen, der mir in der Begegnung mit Gott aufleuchten möge und mit ihm in Verbindung steht.

Ich spüre, dass mir oftmals die Kräfte fehlen, gleichzeitig einen äußeren und inneren Kampf zu führen. Am liebsten wäre es mir, ich könnte der Haltung der Demut – Wer bin ich schon! Eigentlich ist mein Handeln in Wirklichkeit nicht notwendig! Meine Wünsche führen letztlich nicht zu meinem Seelenheil! – mehr Raum geben und mein Handeln einem lauteren Herzens unterstellen.

Dieser Hymnus kann bei der Einübung einer friedvollen Lebensweise ein täglicher Ausgangspunkt sein, wenn wir seinen Inhalt in der Stille durchatmen.

Jochen Klepper und der Ambrosianische Morgengesang

Im Rahmen einer evangelischen Bewegung liturgischer Erneuerung wurde das altkirchliche Liedgut der Hymnendichtung wiederentdeckt.* In diesem Zusammenhang erhielt Jochen Klepper den Auftrag, den Ambrosianischen Hymnus ‚Iam lucis orto sidere’ ins Deutsche zu übertragen. Klepper schreibt in seinem Tagebuch am 5. Juni 1939 dazu: „Endlich wieder geschrieben! (Hanni sagt: ‚Ein Tag ist schon nicht verloren, wenn du so etwas Schönes schreibst!): Die deutsche Umdichtung des Ambrosianischen Hymnus ‚Iam lucis orto sidere’ für den Kirchenmusik-Kreis des Burckhardthauses (evangelische Jungmädchenverbände), der mich gebeten hatte; leider während der Umzugstage.“**
Bei dieser Aufgabe ging es nicht um eine reine Übersetzungstätigkeit, sondern er sollte im Sinne einer Nachdichtung den Charakter des Hymnus beibehalten. Die Form dieses Hymnus geht ursprünglich auf den Mailänder Bischof Aurelius Ambrosius (339-397) zurück. Er ist fester Bestandteil des überlieferten Stundengebets. Der vorliegende lateinische Text wurde jedoch wahrscheinlich wesentlich später verfasst.***
Die ‚nachdichterische’ Leistung von Jochen Klepper ist in ihrem Ergebnis wirklich exzellent. Der präzise und strenge lateinische Sprachcharakter ist von knappen Andeutungen geprägt und stellt dadurch einen größeren Interpretationsrahmen bereit. Die ‚Hymnendichtung’ unterliegt zudem einer strengen Form. „Jede Strophe besteht aus vier Zeilen, jede Zeile aus acht Silben, das Versmaß ist in der Regel jambisch.“**** Der Hymnus soll außerdem einen poetischen Klang vermitteln.
Das Ergebnis von Jochen Klepper lässt sich viel eher wertschätzen, wenn wir es einer ‚rein’ deutschen Übersetzung gegenüberstellen.

 

 

Bild: Udo Manshausen * vgl. Deichgräber, Der Tag ist nicht mehr fern, a.a.O., 40 ** Jochen Klepper, Unter dem Schatten deiner Flügel, Tagebücher 1932-1942, Stuttgart 1956, 773 *** vgl. Deichgräber, in: Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch, a.a.O., 56 **** Deichgräber, Der Tag ist nicht mehr fern, a.a.O., 40 und vgl. ebd. ***** Übersetzung Adalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 34f.: http://hymnarium.de/hymni-breviarii/hymnen/psalterium/18-i****** J. Klepper, Ambrosianischer Morgengesang – Schon bricht des Tages Glanz hervor, Nachdichtung von Jochen Klepper, in: Kyrie. Geistliche Lieder, a.a.O., 7-8
Hymnus gesungen:https://www.youtube.com/watch?v=jOPPFFGvzzc - https://www.youtube.com/watch?v=GNhHINpb2VI - https://www.youtube.com/watch?v=wxLJxHKaDu0


Gesamtprojekt
Projekt Start in den Tag [760 KB]